Der Buddhismus sieht Leben und Tod als eine Ganzheit, wobei der Tod ein neues Kapitel im Leben einleitet. Der Tod ist ein Spiegel, in dem der ganze Sinn des Lebens reflektiert wird.
Die wunderbare alte Bardo-Lehrzyklus stellt uns die Ganzheit von Leben und Tod als eine Reihe andauernd sich verändernder Übergangsrealitäten vor, die «Bardos» genannt werden.
So etwas wie einen toten Menschen gibt es nicht, nur einen toten Körper. Mein Bewusstsein, das aus einem vergangenen Leben herkam, bleibt in meinem gegenwärtigen erhalten und wird in mein künftiges Leben weiterreisen, ohne meine Identität zu bewahren. Da die Identität sich ständig ändert, spielt es wirklich keine Rolle, wer ich bin oder wer ich vielleicht gewesen sein könnte. Sondern nur meine Bewusstseinszustände.
Wenn von Bardo die Rede ist, wird darunter zumeist die Spanne zwischen dem Tod und der nächsten Wiedergeburt verstanden. Ist jemand gestorben, sagt man: „jetzt ist er im Bardo.“ Doch der Zustand nach dem Tod ist nicht die einzige Bedeutung des Begriffs Bardo. Bardo bezeichnet wörtlich die Spanne zwischen zwei Ereignissen. Nach den Lehren des Bardo Thödol (Befreiung durch Hören im Bardo) gibt es sechs Bardos. Alle Aspekte des Lebens und des Todes lassen sich als verschiedene Bardo-Perioden kategorisieren. Mit Hilfe der tibetisch-buddhistischen Lehren über die sechs Bewusstseinszustände (Bardos) und anhand von speziellen Meditationstechniken kann man den Tod zur Transformation des eigenen Lebens nutzen.